Uncovering Al-Ula - ein Megaprojekt
Al-Ula, Saudi Arabien: ein ca. 2.600 Quadratkilometer großes Wüstenareal voller Kultur und Geschichte, UNESCO Weltkulturerbe und dennoch fast unbekannt. Ein Traum für Archäologen und
Abenteurer. Und für die Crew von VOLLBILD.
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Daniel, erzähl uns ein bisschen was vom Projekt und seinem Inhalt.
Al-Ula in Saudi-Arabien ist UNESCO Weltkulturerbe. Es kennt nur niemand. Bisher
war dieser Ort für die internationale Öffentlichkeit verschlossen, kein Tourismus, kaum Infrastruktur, quasi ein Rohdiamant. Das Land öffnet sich jetzt und erschließt seine touristischen Ressourcen. Dafür soll Al-Ula mit Hilfe einer eigens beauftragten Kommission,
der Royal Commission of Al-Ula, touristisch geöffnet und infrastrukturell
erschlossen werden. Ein Megaprojekt, bei dem sich vieles verändern wird und definitiv Stoff für eine Doku.
Und hier kommt VOLLBILD ins Spiel – und Du als Regisseur?
Genau. Wir hatten zwei große Aufgaben:
Zum einen die ersten Projektschritte der Royal Commission of Al-Ula filmisch zu dokumentieren. Dafür führten wir über 30
Interviews mit allen involvierten Spezialisten (ein internationales Team aus
Archäologen, Tourismus-Experten, Unternehmensberatern, Künstlern,
Regierungsmitarbeitern und den Locals von Al-Ula). Wir ließen praktisch keinen
Stein auf dem anderen.
Der zweite Film, den wir nun veröffentlicht haben, zielte auf eine
hochwertige Inszenierung der Schätze Al-Ulas ab, um zukünftigen Besuchern einen
Vorgeschmack auf den unfassbaren kulturellen Reichtum der Region zu geben.
Welche Herausforderungen gab es bei der Produktion?
Definitiv gehörten das Licht und die Temperaturen Saudi-Arabiens zu den größten
Herausforderungen. Uns standen insgesamt 10 Drehtage in Al-Ula zur Verfügung, um
möglichst alle Sites abzudrehen. Die Sonne war aber wenige Stunden nach dem
Sonnenaufgang schon so steil, dass wir uns in der Produktionsplanung für
Splitdays entschieden haben. Das bedeutete aufstehen um 4 Uhr, Fahrt zur
Location, Setup und Drehbeginn zum Sonnenaufgang. Vormittags ging es zurück ins
Camp für Offloads und Prepping für den Abenddreh. Und am Nachmittag auf zum
nächsten Drehort. Dabei hatten wir die ganze Zeit Sonne pur und über 40 Grad.
Ein Landwirt in Al-Ula.
Hinzu kam, dass viele Drehorte noch keinerlei Infrastruktur besitzen. Das
macht sie schwer zu orten und schwer zu erreichen, selbst für unsere lokalen
Guides. Das erzeugte ziemlichen Zeitdruck, da wir die Orte ja im perfekten
Licht drehen wollten.
Ein paar Mal hat uns die Wüste mit ihren Sandstürmen auch am Drehen
gehindert. Die Drohne wurde hin- und hergeweht. Ein Optikwechsel oder der
Einsatz des Gimbals fielen flach.
Wie sah eure Crew aus?
Für den main shoot brachten wir Producer, DOP, 1.AC und Oberbeleuchter aus
Deutschland mit. Die restlichen Crewmitglieder kamen von einer
Serviceproduktion in Riyadh. Die Zusammenarbeit war insgesamt super angenehm.
Lost-in-translation-Probleme gab es wenige, nur manchmal kam es zu zeitlichen
Engpässen. Klar, wenn die deutsche Pünktlichkeit auf die saudische
Gemütlichkeit trifft, kann es zu Verwirrungen kommen. So servierte unser Guide
Abdulassis auch mal arabischen Kaffee aus der Thermoskanne und eigens angebaute
Datteln, wenn wir laut Drehplan schon längst auf der Straße sein sollten. Sich
auf diese Entschleunigung einzulassen und nicht alles kontrollieren zu können,
war für mich eins der größten Learnings.
Mit Helikopter an entlegene Orte.
Mit welchem Equipment habt ihr gedreht?
Nach unserem Locationscouting im Januar war Jean-Marc Junge (dem DoP) und mir klar, dass wir die Weite des Ortes mit anamorphen Optiken einfangen möchten. Dem Auftraggeber hatten wir eine organische filmische Anmutung empfohlen, um sich vom Reportage-Stil der existierenden Nachrichten-Beiträge über die Region abzuheben.
Gedreht wurde auf der URSA Mini Pro 4.6 K und Hawk V‑Lite Anamorphics. Der Gimbal war meistens das Tool der Wahl, da er mitten in der Wüste mehr Flexibilität als Dollyschienen brachte.
Erlebnisse, die du nicht vergessen wirst?
Am ersten Abend im Camp, saßen wir vor dem Zelt, als sich plötzlich ein Skorpion über die warmen Steine des Weges näherte. Da wurde mir bewusst, wie weit ich von Zuhause weg war und welches Abenteuer diese Produktion mit sich brachte.
Wie sah euer Post-Workflow aus?
Zuhause sahen wir uns mit einer Flut von Footage konfrontiert, die wir über Select-Timelines systematisieren mussten. Vor allem die vielen guten Statements in eine dramaturgisch sinnvolle Abfolge zu bringen war ein enormer Aufwand. Hervorzuheben ist hier vor allem die Leistung des Editors (Waref Abu Quba), der in diesem Projektstadium auch die Regierolle übernahm, da er fließend Arabisch versteht. Er erstellte einen 25-Minüter, 15-Minüter und einige weitere Versionen, sowie den vorliegenden Directors Cut.
Was ist dein Lieblings-Shot im Film?
Die Produktion war groß und wir haben viel Footage mit nach Deutschland gebracht. Es fällt wirklich schwer, sich auf einen Shot festzulegen. Ich liebe den aufsteigenden Drohnen-Topshot der Dattelpalmen mit dem kreuzenden Vogel und der seitlichen Abendsonne. Eines der wenigen grünen Motive inmitten der sand-steinernen Wüste.
Einer von Daniels Lieblingsshots aus Al-Ula.